Die Koordinationsstelle für Wohn-Pflege-Gemeinschaften ist eine unabhängige Beratungsstelle. Wir handeln in öffentlichem Auftrag und legen großen Wert auf ein vertrauensvolles und konstruktives Zusammenwirken mit allen Akteur*innen in unserem Aufgabenfeld. Unsere Zielsetzung, unsere Motivation und Arbeitsweise sind geprägt von folgenden Leitgedanken:
Für uns zählen, unabhängig von Alter oder Wohnform, Selbstbestimmung, Mitwirkung und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu den menschlichen Grundrechten. Soziale Einbindung, Wertschätzung der Persönlichkeit, der Biographie, Respekt gegenüber kulturellen und religiösen Gewohnheiten und individuellen Lebenskonzepten elementare Voraussetzungen für Lebensqualität. Angesichts der heterogenen Lebensstile der Menschen und ihrer höchst individuellen Erwartungen an Wohnen, Pflege und Betreuung (ganz abgesehen von gesundheitlichen, familiären und finanziellen Faktoren) können ihre grundlegenden Bedürfnisse nur dann erfüllt werden, wenn vielfältige Wohn- und Betreuungsformen mit einem hohen Maß an Mieter*innen- bzw. Nutzer*innenautonomie, Gestaltungsmöglichkeiten und Wahlfreiheit zur Verfügung stehen.
Wir richten unser Augenmerk auf Wohn-Pflege-Formen, die de jure und de facto die Eigen- und Mitverantwortung in der unmittelbaren Lebens- und Wohngestaltung bis zum Lebensende ermöglichen. Wir stärken die Bereitschaft aller Beteiligten, eine lebendige Kommunikations- und Partizipationskultur zu entwickeln und zu pflegen.
Für uns ist es wichtig in vertrauter Umgebung leben und alt werden zu können, auch und gerade, wenn durch Krankheit oder Behinderung Pflege und Assistenz notwendig werden. Ein Schwerpunkt unserer Arbeit liegt daher auf der Entwicklung von kleinräumigen gemeinwesenorientierten Wohn- und Versorgungsangeboten, die im Quartier realisiert werden.
Der Erhalt von generationenübergreifenden Nachbarschaften, der Bezug zu vertrauten Institutionen und Freizeit- und Begegnungsangeboten fördert die Integration in die Gesellschaft und beugt sozialer Isolation (im Alter) vor.
Wohn-Pflege-Gemeinschaften, die sich konzeptionell auf das Gemeinwesen hin orientieren, Beziehungen zum Umfeld aufbauen und sich an Stadtteilaktivitäten beteiligen, leisten einen Beitrag zur (Wieder)Belebung der Quartiere. Dabei legen wir Wert darauf, dass neue Projekte auch aufgrund ihrer Größe und Architektur nicht als „Sondereinrichtungen“, sondern vielmehr als Wohn- und Begegnungshäuser wahrgenommen werden, die in das Stadtteilbild passen.
Uns ist bewusst, dass sich das Potential neuer Wohnformen auf Dauer und umfassend nur durch ein vertrauensvolles Zusammenwirken von Bürger*innen und Profis entfalten kann. Nur wenn Menschen aus dem persönlichen oder wohnlichen Umfeld, dem bürgerschaftlichen Engagement, aber auch aus Institutionen in den Quartieren bereit sind, sich für „ihr“ Projekt einzusetzen, können Wohn-Pflege-Projekte zu einem lebendigen integralen Teil des Gemeinwesens werden.
Soziale Beziehungen und praktische Mitarbeit sind in vielen Bereichen neuer Wohnformen wünschenswert und wichtig: Sei es unterstützend in der Aufbauzeit, der Kommunikation, der Interessenwahrnehmung oder der Erfüllung kultureller Bedürfnisse. Wir „brauchen“ engagierte Bürger*innen. Sie sind Brückenbauer und nicht zuletzt auch Garant für Transparenz und Öffnung zum Umfeld. Wir fühlen uns mit dazu aufgerufen, die Förder- und Begleitstrukturen für ein soziales Miteinander und zivilgesellschaftliche Verknüpfungen auf Projekt- und Stadtteilebene zu gestalten.
Wir sind davon überzeugt, dass die Weiterentwicklung der Hamburger Wohn- und Versorgungsstrukturen nur in einem offenen Diskurs zwischen den (fach-)politisch Verantwortlichen, den älteren Menschen und ihren An- und Zugehörigen, der Verwaltung, den beteiligten Dienst-leistungsunternehmen, Verbänden, Organisationen und den Projekt-Akteur*innen gelingen kann.
Der konzeptionelle Ansatz und das methodische Vorgehen der Koordinationsstelle sind darauf ausgerichtet, diesen Diskussions- und Aushandlungsprozess als unabhängige Stelle zu fördern und konstruktiv zu begleiten. Um den vielfältig privaten und öffentlichen, wirtschaftlichen, fachlichen und politischen Erfordernissen und Interessen Rechnung zu tragen, legen wir Wert darauf, dass die Beteiligung aller in einem partnerschaftlichen Miteinander auf Augenhöhe stattfindet.
Wir verstehen die Koordinationsstelle als lernende Instanz, die sich kontinuierlich mit neuen Erkenntnissen und Konzepten auseinandersetzt. Aufgrund der Dynamik und Komplexität der Veränderungen der Wohn- und Pflegelandschaft sind Lernbereitschaft, Kreativität und engagiertes Handeln die Voraussetzungen, um wirksam und überzeugend tätig sein zu können. Ein konstruktives Feedback aus Fachpolitik, Projekt-Praxis und Forschung ist für uns absolut notwendig. Wir sind offen für Anregungen zur Optimierung der Koordinationsstelle selbst und neugierig auf progressive Ansätze zur Fortentwicklung der Wohn- und Versorgungsformen. Die Wahrung unserer Eigenständigkeit, die Fähigkeit zur Selbstkritik und eine gute Portion Kommunikations- und Experimentierfreude tragen dazu bei, die Instrumente und Handlungsfelder der Koordinationsstelle weiter zu entwickeln.